Erzählende und erzählte Aufklärung: Die DGEJ erarbeitet in Halle eine ‚historische Narratologie‘ des 18. Jahrhunderts

Christian Reidenbach

Bericht von der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung der Aufklärung (DGEJ), die vom 28. bis 30. September 2015 in Halle a. d. Saale stattfand. Sektionen und Abstracts der Vorträge: http://blog.romanischestudien.de/narration-aufklaerung.

Die Narrative der Aufklärungszeit stehen immer im Dialog mit jener Erzählung von der Aufklärung selbst, die ihnen einen metadiskursiven Horizont bietet. Dieses Reflexionsmoment spiegelt sich erkenntnistheoretisch in der Umbesetzung, die der Begriff der Vorstellung im 18. Jahrhundert erfährt, und zwar von der Repräsentation eines Gegenstands zum Repräsentationsakt selbst, vom Vorstellungsobjekt zur Vor-Stellung an sich.1 Das Oszillieren des Begriffs zwischen dem Objekt und dem Subjekt des Denkaktes ermöglicht es nun, ausgehend von den literarischen Narrativen die narrative Konstruktion der Aufklärung selbst mitzureflektieren, ja ihre gegenseitigen Bespiegelungen nach- und rückzuverfolgen. Zudem geben die beiden Partizipien der „Erzählende[n] und erzählte[n] Aufklärung“ in zweifacher Hinsicht die Spannung wieder zwischen einer Aufklärung als Organisation des Wissens und der narrativen Konstitution dieser Organisation überhaupt; im Sinne einer Kritik wird die eine für die anderen immer offengehalten und transparent. Für die Erforschung des 18. Jahrhunderts eröffnet diese Parallelität von Objekt- und Metadiskurs interessante Vergleichsperspektiven. In ihren Artefakten wird Aufklärung sich selbst zum Gegenstand; die narrative Struktur betrifft dabei beide gleichermaßen und verpflichtet sie auf dieselben Ordnungsprinzipien.

Den Herausforderungen der Aufklärungsforschung begegnen

Die Jahrestagung der DGEJ, die vom 28. bis 30. September am Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) und in den Franckeschen Stiftungen zu Halle stattfand, sah sich in zehn Sektionen und mit insgesamt über siebzig Vortragenden aus der Literaturwissenschaft und benachbarten Disziplinen (u. a. Philosophie, Geschichts-, Theater- und Musikwissenschaft) dem Ziel verpflichtet, „eine historische Narratologie des 18. Jahrhunderts zu entwickeln und die auch in den Wissenschaften verbreiteten Erzählungen von der Aufklärung auf ein narratologisch reflektiertes Fundament zu stellen“, wie es die Veranstalter, Frauke Berndt (Tübingen) und Daniel Fulda (Halle), in ihrem Exposé zur Tagung formulierten.2 Die Kritik der großen Erzählungen nämlich hat auch hinsichtlich des Aufklärungsnarrativs eine Vervielfachung und Dezentrierung der primären Erscheinungsformen und Themenfelder der Epoche bedingt. So muss sich heutige Aufklärungsforschung der Herausforderung stellen, handlungsfähig zu bleiben angesichts des Verlusts eines verpflichtenden Brennpunkts für die jeweiligen Forschungsinteressen, und auf die wachsende Unschärfe in der kriteriellen Bestimmung ihres Gegenstandes reagieren. Im Zuge dessen bewährt sich gegenwärtig als ein tragfähiges Kriterium die bewusste Partizipation der Autoren am historischen Narrativ der Aufklärung bzw. am esprit philosophique.3 Unter dieser Voraussetzung gilt es jedoch – so das engagierte Anliegen der Tagung –, die Interaktion von Gattungsfragen und Diskurs sowie das Verhältnis von Geschichte und Fiktion, von Geschichtsschreibung und Schriftstellerei neu zu bewerten – als Spiel von Aushandlungen und partis pris nämlich, mit denen die Denker zugleich am Diskurs teilhaben und ihn allererst konstituieren. Das Interesse für die Begründung der Formationen aufgeklärten Wissens in ihren prägnanten Leitmetaphern (etwa aus dem Bildfeld des Lichts) schärft zudem das Bewusstsein für die narrative Verfasstheit von Geschichte und die Bezüge der Einzelwissenschaften zur Erzähltheorie des 18. Jahrhunderts überhaupt; offene Formen werden dabei zum Indiz einer allgemeinen Poetologie des Werdens, in der Aufbrüche und Krisen Kritik und Polemik einerseits, Partizipation und Selbstaufklärung andererseits zum Ziel haben. So gilt es, in einem Stadium nach den großen Erzählungen Aufklärung als eine Mannigfaltigkeit von Darstellungsformen und als Austragungsort eines „wissenschaftlichen wie gesellschaftlichen Deutungs- und Positionskampf[es]“ zu qualifizieren,4 bei dem sich die Urheber und Ideengeber jeweils produktiv und mitgestaltend zum Aufklärungsdiskurs verhalten.

Die problematische Rede von der Aufklärung

Die Rede über die Aufklärung neigt zum Singular: Statt von den Aufklärungen bzw. von einer Aufklärung, vielleicht auch von Aufklärung tout court zu sprechen, arbeiten sich ihre Kritiker polemisch an der Aufklärung ab. Das teilt sich nicht allein in der Epochenkritik Blumenbergs mit, sondern auch in jenem Bild der Aufklärung, das Adorno und Horkheimer entwerfen. So konnte Robert E. Norton (Notre Dame) nachweisen, dass die Kritik der Frankfurter Schule ein Bild der Aufklärung fortschreibt, wie es in der Dilthey-Nachfolge ausgerechnet einer konservativen bis nationalistischen Germanistik eigentümlich war. Aus dieser Perspektive unterscheiden sich die Dialektiker der Aufklärung von den Vorläufern am anderen Ende des politischen Spektrums lediglich insofern, als sie einen übersteigerten Vernunftgebrauch nicht in einem Außerhalb der deutschen Kultur verorten, sondern als Bestandteil einer internen Dialektik analysieren. Andererseits könne Aufklärung dabei nur deshalb in ihr Gegenteil umschlagen, weil die eigentlichen Aufklärer in diesem reduktionistischen Bild einer auf Herrschaft zielenden Rationalität selbst nicht zu Wort kommen. Hier äußerte sich beispielhaft für eine Reihe weiterer Beiträge jene Tendenz des Diskurses, dass die Kritik an einer sich verselbständigenden Vernunft tendenziell ohne die Stimmen der Aufklärer selbst auszukommen glaubt. Während sich eine echte Dialektik der Aufklärung – und die Hallenser Tagung positionierte sich diesbezüglich eindeutig – immer auch als eine Kritik an den metadiskursiven Verzerrungen des Aufklärungsbildes verstehen müsste, ist eine Rede von der Aufklärung entsprechend immer einer rhetorischen Instrumentalisierung und Verzerrung des Begriffs verdächtig. Einhellig war daher das Verständnis der Forscher von ihrer Arbeit als einer Kritik an solchen Kristallisierungen, als ein Plädoyer für die Pluralität des Begriffes.

Entfesselte Formate und die Autonomie des Fiktionalen

Die Literatur des 18. Jahrhunderts macht ihre erzählerischen Verfahren transparent und führt damit auf der Textoberfläche selbst die Autoreflexivität der Vernunft vor. Umgekehrt ergeht damit ein Angebot an die Philosophie, ihren Einfluss auf die literarischen Manifestationen eines esprit philosophique geltend zu machen. Von dieser narratologischen Öffnung, in der das Eingreifen und die Partizipation des Lesers als Erstmomente seiner Selbstaufklärung vorweggenommen werden, zeugten nicht wenige der literarischen Analysen der Tagung. Sie zeichneten eine Denkbewegung nach, die sich im Sinne der Perfektibilität auf ein Ziel hin orientiert. Nicht allein markiert das Erzählen dann in anthropologischer Perspektive eine Praxis der Vervollkommnung, in der das Subjekt sich über Sprache selbst konstituiert. Vielmehr konnte zudem gezeigt werden, wie die Prozessualität der Charaktere eine eigene Performativität der Narration hervorbringt. Das hat Konsequenzen für die Formen des Erzählens: Indem die literarischen und philosophischen Werke des 18. Jahrhunderts den natürlichen Menschen als einen perfektiblen vorführen und ihn auf ein Ziel seiner Entwicklung verpflichten, verselbständigen sich zugleich das Erzählen und die Form der Gattungen: Fritz Breithaupt (Bloomington) hat auf die Ambivalenz dieser Situation mit Bezug auf die Märchen der Aufklärung hingewiesen: Das Subjekt seiner Selbstaufklärung ist immer auch ein verwundbares, es muss das Trauma seiner defizitären Ausstattung durch physische Selbsterprobung und moralische Ertüchtigung überwinden. Nur als in einem schmerzhaften Reifeprozess veränderbarer kommt der Mensch zu sich selbst, indem er die eigene wie die literarische Form an der Verfestigung hindert und die Handlungsfolge von Station zu Station treibt. In diesem Verständnis vom Kind bzw. vom Menschen als kultureller Einschreibfläche kommen Inhalts- und Formebene zur Deckung.

Zudem wird dabei der Entwurf möglicher Welten zum Anlass einer Neuaushandlung des Verhältnisses von fiktionaler und faktualer Wahrheit. Auf dem Weg zu einer geschichtsphilosophischen Neuordnung des Wissens widerfährt dem aufklärerischen Erzählen eine Aufwertung, indem die Wahrscheinlichkeit als Kriterium literarischer Textproduktion in die Geschichtsschreibung ausstrahlt. In dieser Perspektive wird Geschichte selbst als ein jeweils mögliches Narrativ unter verschiedenen Repräsentationsangeboten qualifiziert, sieht sich andererseits das Erzählen als Wissensform nobilitiert. Aus der Kritik des Fiktionalen erwächst dabei die Autonomie des Erzählens: Die Anthropologien und kulturgeschichtlichen Schriften der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden in ihrer narrativen Verfasstheit als begründende Sinnzusammenhänge wirksam; sie bedürfen ihrerseits weder eines außertextlichen Ursprungs noch einer metaphysischen Sanktion. Diesem antimetaphysischen Wendepunkt im Erzählen von Geschichte und Geschichten widmete sich eine ganze Reihe von Vorträgen: So bewährt sich das Exempel als poetologische Grundkonstituente vor dem chronikalen Erzählen, wie Franz Eybl (Wien) anhand von Goethes Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten begreiflich machte. So stehen Geschichte und Fiktion nicht länger für die Opposition von Wahrheit und Lüge ein, sondern wird die Wahrscheinlichkeit zum Ausweis für die Glaubhaftigkeit des Erzählten. So bemessen und konstruieren sich die Romanhandlungen nach den Gesetzen der Kombinatorik; deren Glaubwürdigkeit wird bewertbar vor dem Hintergrund der Naturgesetze, in deren kriteriellem Raster die sinnfällige von der bloß kontingenten Schöpfung absticht.

Die narrative Verfassung des Anderen und des Selbst

In der Analyse von Utopien und Reiseberichten, von Mondfahrten und Begegnungen mit fremden Welten, von bukolischen und exotischen Sujets empfehlen sich gerade die narrativen Verfahren als der zentrale Motor eines Spiels, in dem geographische und diskursive Räume neu besetzt bzw. in Schwebung gebracht werden. Entsprechend wurden die bei der Historisierung der taxinomischen Tableaus freigesetzten Dynamiken und die Alteritätserfahrung, welche bei den aufklärerischen Anthropologen für die Genese eines geschichtlichen Bewusstseins verantwortlich zeichnet, anhand der sprachlichen Strategien nachverfolgt, in denen kulturelle Entwürfe zueinander in Stellung gebracht sind. Die datenmäßige Erfassung der Welt und die Erschließung letzter unbekannter Territorien sieht sich dabei konterkariert in der „polydiegetischen“ Zerfaserung der Erzählungen von der Fremde. Mediale Ausdifferenzierung stützt diese Pluralität der Perspektiven: Nicht nur etabliert der Brief- oder Dialogroman bereits textintern vergleichbare Dialektiken, sondern literarische und wissenschaftliche Texte, Bord- und Forschungstagebücher, Ein- und Übergriffe unpublizierter in publizierte Fassungen, aber auch Patientenerzählungen und ärztliche Berichte in Fachzeitschriften treten in einen Dialog, in dem das Andere der Aufklärung als Stimme der Aufklärung selbst zu Wort kommt und damit eine andere Aufklärung zu erzählen hilft. Heutige Aufklärungsforschung macht es sich zur Aufgabe, unterschätzten oder unterprivilegierten Positionen ein Forum bieten und so den Diskursraum neu ausleuchten zu können. Speziell ergeben sich dabei neue Perspektiven durch die Einbettung der historischen Texte in die Perspektive einer Globalgeschichte bzw. im Nachverfolg der Rückkopplungsprozesse, welche die narrativen Konstruktionen des Anderen für eine europäische Kultur zeitigen.

Neue Perspektiven durch Interdisziplinarität

Die interdisziplinäre Ausrichtung der Tagung erlaubte es dabei konkret, die vielfachen Interferenzen nachzuzeichnen, in denen sich Philosophie, Künste und die Wissenschaften der Epoche beispielsweise nicht bloß auf einen gemeinsamen Naturbegriff verständigen. Mit der Hypostasierung des Natürlichen verbindet sich jedoch zugleich die Forderung nach der naturwissenschaftlichen als einer leitenden Perspektive: Die heuristischen Modelle der Experimentalwissenschaft, in denen Hypothesen erst in der endlosen Aneinanderreihung wachsende Wahrscheinlichkeit entfalten, anstatt Wahrheiten zu institutionalisieren, erweisen sich im 18. Jahrhundert auch für die narratologische Reflexion als exemplarisch. Umgekehrt zeigt das aktuelle Interesse für die Poetizität der wissenschaftlichen Schreibweisen sich in der Regel an die Erkenntnis geknüpft, dass diese den Verlust an Normativität mit einer Autonomisierung der Darstellungsebene erkaufen: das Poetische offenbart sich in der persuasiven Organisation des wissenschaftlichen wie des literarischen Textes als leistungsstark, wenn es das Gesagte auch mit dem Vorzeichen der Vorläufigkeit ausstattet.

Neben den Korrespondenzen und Divergenzen von naturwissenschaftlichen und literarischen Ausdrucksformen stand ebenso das Verhältnis verschiedener Gattungen der Künste im Fokus der Debatten. Bild und Text, Beschreibung und Kunstwerk begegnen sich in den Publikationen des 18. Jahrhunderts in wechselseitiger Dynamisierung und Stillstellung, in jedem Fall jedoch in einem unentwegten reziproken Kommentar. Sie erlauben analytische Stop-motion-Verfahren, die Lesbarkeiten produzieren und zugleich regulieren. Illustrationen können eine Dichtung beglaubigen, welche ihrerseits die Malerei in Bewegung versetzt und dadurch mit zeitlicher Erstreckung ausstattet. Theatralische Erzählverfahren plausibilisieren zudem die Kunstgeschichtsschreibung: So wies Élisabeth Décultot (Halle) in ihrem Vortrag nach, dass in Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums Stilgeschichte und aristotelische Dramaturgie enggeführt sind: In der geschichtlichen Erzählung von den Stilepochen spiegelt sich der Aufbau der klassischen Tragödie. In dieser Ästhetisierung von Geschichte laufen Kunst- und Zivilisationsgeschichte parallel und stiften so eine reziproke Legitimation.

Schließlich offenbarte und benannte der interdisziplinäre Austausch auch die Aussparungen, die sich aus der Fragestellung nach dem Narrativ oder den Narrativen des Aufklärungszeitalters ergeben: Wenn sie immer bereits in symbolischen Formen verfasst sind, dann tritt unweigerlich die Frage nach den außersprachlichen Anteilen dieses Projekts einer Selbsterziehung Europas auf den Plan. Wie wäre es möglich, anders als erzählend über die Aufklärung zu befinden bzw. die Aufklärung anders als in ihren Erzählungen in den Blick zu nehmen?

Pluralität der Geschichtsmodelle

Die einzelnen Fachrichtungen bzw. die divergenten Strömungen der Ideengeschichte bewerten die Struktur des Narrativs der Aufklärung nicht immer gleich. Indem sie die Frage nach Beginn und Überwindung, nach den Brüchen und der Ordnung des Diskurses neu stellen, haben in jüngerer Zeit Konzepte wie die Ideengeschichte der Cambridge School und die Radikalaufklärung die Periodisierungen und Kanonisierungen der Aufklärungsforschung produktiv hinterfragt; es erweist sich somit als eine besondere Herausforderung für die Literaturwissenschaft, in dieser Gemengelange Position zu beziehen und womöglich zu vermitteln. Dabei greift die Ermittlung von Grundriss und Gestalt der jeweiligen Aufklärung lediglich die zentralen Fragestellungen der Epoche wieder auf; bereits die philosophes selbst diskutieren das Verhältnis kontinuierlicher und sprunghafter Entwicklungen. Michel Delon (Paris) zeigte in seinem Abendvortrag, dass die philosophischen Erzählungen von einem erwachenden Bewusstsein – ob sie nun eine Statue, einen ersten Menschen oder eine ganze Nation betreffen – im 18. Jahrhundert immer an die graduelle Ausbildung der Erkenntnisfähigkeiten geknüpft sind. Ausgehend von Locke erweitern die Schlüsselszenen dieser Selbstaufklärung (bei Condillac, Buffon, d’Alembert, Boureau-Deslandes, Diderot) so den Aufklärungsbegriff von einer Epochenbezeichnung zu einer spezifischen Form der Selbsteinstellung; darüber hinaus jedoch sieht sich hier die Frage nach dem Ursprung in Geschichtlichkeit überführt und auf einen Begriff der Natur abgestellt, der die Erfahrung der Existenz aus den Sinneseindrücken ableitet. In dieser Optik qualifiziert sich Geschichte als Fortschrittserzählung menschlicher Erkenntnis- und Reflexionsfähigkeit. Das Fortschrittsparadigma aber bildet nur ein Deutungsangebot unter mehreren: Zyklische und diskontinuierliche Geschichtsmodelle statten die Erzählung von Historie vielmehr mit reichhaltigen Ambivalenzen aus und vertagen ideale Entwürfe zunehmend in eine uchronische Zukunft. So gilt für die Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts wie für die moderne Ideengeschichte gleichermaßen: Die Narrative einer konjekturalen Historie bringen zwar einerseits jeweils schlüssige Konstruktionen von erlebter Wirklichkeit hervor, während sich andererseits ein Vergleich der Ordnungskriterien des Diskurses auch angesichts der fachspezifischen Differenzen so fruchtbar wie unabschließbar erweist; dennoch erleichtert gerade der gemeinsame Fokus auf die Narrativität eine Verständigung der divergenten Disziplinen über die Epoche; er entlastet von den Ambivalenzen und Aporien bei ihrer wesenhaften Bestimmung.


  1. Einen beispielhaften Impuls für diesen Wandel setzt Baumgarten, indem er sowohl perceptio als auch repraesentatio mit „Vorstellung“ übersetzt: Met., §§ 514, 521, zit. nach Ernst-Otto Onnasch, „Vorstellung“, in Historisches Wörterbuch der Philosophie (Basel: Schwabe, 2001), Bd. 11, Sp. 1227–37; hier Sp. 1229. Vgl. dazu auch Albrecht Koschorke: Körperströme und Schriftverkehr: Mediologie des achtzehnten Jahrhunderts (München: Fink, 22003 [1999]), 368, N. 71.

  2. Frauke Berndt und Daniel Fulda, „Einführung“, im Tagungsreader mit Abstracts der Sektionsvorträge, 4, http://blog.romanischestudien.de/narration-aufklaerung. Allein aus quantitativen Gründen nennt dieser Tagungsbericht lediglich die Namen der Organisatoren bzw. der im Plenum Vortragenden; er bemüht sich jedoch um eine möglichst breite Darstellung der verhandelten Themen.

  3. So der Ansatz von Dan Edelstein, The Enlightenment: a genealogy (Chicago: Univ. of Chicago Press, 2010).

  4. Berndt und Fulda, „Einführung“, 3.





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