Im Einsatz gegen den Antisemitismus des Gegners und in den eigenen Reihen: die deutschen Feldrabbiner an der Ostfront im Ersten Weltkrieg

Oliver Schulz

Abstract


Anhand ausgewählter Fallstudien vermittelt der Beitrag einen Überblick über die Kriegserfahrung deutscher Feldrabbiner an der Ostfront im Ersten Weltkrieg. Dort waren die jüdischen Soldaten der deutschen Armee nicht nur mit dem Antisemitismus in den eigenen Reihen konfrontiert, der sich in der berüchtigten „Judenzählung“ im Jahr 1916 verdichtete, sondern auch mit der Judenfeindschaft des russischen Gegners. Die Gewaltakte und Pogrome an der ostjüdischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten in Polen und Russland zwangen die Feldrabbiner zur Leistung humanitärer Hilfe für die leidende Zivilbevölkerung. Schließlich konfrontierte der Einsatz an der Ostfront die deutschen Feldrabbiner mit ostjüdischen Lebenswelten und führte in einigen Fällen zu verstärkter Reflexion über die eigene jüdische Identität und zu einer Neuentdeckung des Judentums. Ein interessanter Sonderfall, der im Beitrag leider nur kurz angerissen werden kann, ist die Kriegs- und Fremdheitserfahrung deutscher Feldrabbiner an der Salonikifront und ihre Begegnung mit der dortigen sephardischen Bevölkerung, für die der Essener Rabbiner Paul Lazarus paradigmatisch steht. Als Quellengrundlage dienen vor allem das Kriegstagebuch des Göppinger Rabbiners Aron Tänzer aus den Beständen des Leo Baeck-Instituts in New York, das online eingesehen werden kann, bereits abgedruckte Korrespondenzen und Protokolle sowie Veröffentlichungen deutscher Feldrabbiner über den östlichen Kriegsschauplatz im Ersten Weltkrieg.

Schlagworte


Militärgeschichte, Antisemitismusforschung

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